Beflügelnde Beschränkung – nicht nur auf Japanisch. Kulturhistorische Verknüpfungen zu Bondage

Photo: Martin Oskar Kramer

– (not proofread) english version below

Die Originalversion dieses Textes wurde abgedruckt in
Schlagzeilen – SM aus der Szene für die Szene #171, Hamburg, Juli 2019



„[…] it matters what stories we tell to tell other stories with;
it matters what knots knot knots, what thoughts think thoughts, what ties tie ties.“
– Donna Haraway[1]

Wer Bondage-Blut geleckt hat und mehr über Techniken, Schulen und Ursprünge von Fesselpraktiken jenseits improvisierter Verschnürungen mit dem Bademantelgürtel erfahren möchte, wird früher oder später auf die japanischen Restriktionskünste Shibari, bzw. Kinbaku stoßen. Schnurstracks wird dann auf die bis ins japanische Mittelalter zurückreichenden Hojojutsu-Praktiken der Samurai hingewiesen, die bereits mit Seilfesselungen Gegner überwältigten. Man erfährt, dass Shibari/Kinbaku sich wie organisch aus der ganz auf das Fesseln ausgelegten japanischen Alltagskultur heraus entwickelte, werden doch auch Kimonos oder Geschenke mit einem Furoshiki verschnürt. In seinem vielbeachteten Buch „The Beauty of Kinbaku“[2] wird Master „K“ nicht müde zu betonen, wie eng Shibari/Kinbaku mit der japanischen Geschichte, Religion und Kultur verknüpft sei, wodurch sich das ornamentale, stilsichere japanische Fesseln von den auf bloße Restriktion reduzierten Bondagepraktiken westlicher Kultur unterscheide. Er verweist auf den in Japan praktizierten Shintoismus, in dem Shimenawa (mit als heilig geltendem Papier geschmückte Seile) sakrale Orte markieren, und bindet die Ursprünge der Seilästhetiken bis zur antiken japanischen Jomon-Kultur zurück, deren Töpferkunst ja bereits vom dekorativen Einsatz des Seils geprägt ist.

Jomon-Keramik, 5000-4000 v. Chr., mit Kordelmuster zur Verzierung Nationalmuseum Tokio
Photo:
Chris 73 – creative commons cc-by-sa 3.0 license

Beim Besuch des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin zucke ich dann also zusammen. Ich stehe vor einer Vitrine mit von Seilstrukturen verzierten Gefäßen, die mir als Genre der Schnurkeramiken vorgestellt werden: 2800 v. u. Z., ausgegraben in – Sachsen-Anhalt! Da platzt der Knoten und ich nehme mir vor, bei der nächsten Bondage-Jam eben nicht im ‚authentischen‘ Kimono, sondern schon besagten Bademantel zu erscheinen.

Als sei das Fesseln eine rein japanische Kulturtechnik, fehlt es an kulturhistorischen Einbettungen von Bondagepraktiken in abendländische Fesselkontexte. Dabei verstellt die immer wieder behauptete Einmaligkeit der Genese japanischer Fesselkünste den Blick auf die vielen sonstigen vorhandenen roten Fäden, die uns verstehen lassen können, dass was wir da auf den Bondage-Events machen, nicht nur etwas Importiertes und Angeeignetes ist, sondern längst komplexer mit anderen Geschichten verwoben. Wenn wir diese Fäden aufheben und verfolgen, führen sie uns zu vielfältigen überraschenden Ursprüngen von Gebrauchszusammenhängen und Ästhetiken der Seilpraktiken, die über Japan hinausgehen.

Dann entwirren wir einen Kabelsalat aus architektonischen und schmückenden Seilstäben und Schnurkeramiken der Kulturen Ägyptens, des Orients, der Antike; aus gedrehten Säulen der Romanik, seilartigen Verdrehungen von Korbgeflechten, den Rechen- oder Knotenseilen des europäischen Mittelalters, den Darstellungen von Seilen auf Wappen (für unser Thema besonders paradigmatisch das in der Heraldik so bezeichneten Liebesseil  )… Der gesamte kulturenübergreifende Einsatz des Seils als Werkzeug im Transport- und Bauwesen, in der Seefahrt, im Sport und als Bestandteil von Maschinen.

Allegorie der Arithmetik mit Rechenseil (aus dem Hortus Deliciarum um 1180)

Neben dem Material erzählt auch die Praktik des Fesselns im Westen seine eigenen Transformationsgeschichten von Gewalt- zu Lustpraktiken jenseits japanischer Martial Arts und Kabuki-Theater. Auf einem berühmten Kupferstich aus Marquis de Sades Werk Justine ou les Malheurs de la vertu von 1787 ist beispielsweise eine mit einer um den Fuß gelegten Schlinge und über einen Flaschenzug in die Höhe gezogene, kopfüber hängende Person dargestellt, die, ausgeliefert in ihrer Suspension, mit Dildos penetriert wird. Wie die Kulturwissenschaftlerin Iris Därmann aufzeigt, ist dieses Bild ein direktes Zitat, das sich explizit auf Zeichnungen von Auspeitschungsszenen auf den damaligen Westindies bezieht, die in John Gabriel Stedmans Narratives of a Five Year’s Expedition against Revolted Negroes of Suriname veröffentlicht wurden, welche die sexualisierte Strafgewalt von Sklavenhaltern protokollieren. Die Ähnlichkeit verblüfft, nur wurde „an die Stelle der Figur des entkleideten schwarzen Mädchens die des weißen Mädchens“ gesetzt. Eine Bewegung, in welcher die „Sklavenemanzipation […] zugleich die Emanzipation des Sadismus als ‚eigenständige‘ sexuelle Praxis ein[leitet].“[3]

Isaac Cruikshank „The Abolition of the Slave Trade, or the Inhumanity of Dealers in human Flesh exemplified in
Captn. Kimber‘s Treatment of a Young Negro Girl of 15 for her Virje [!] Modesty“


Kupferstich aus Donatien Alphonse François de Sade, La nouvelle Justine ou les malheurs de la vertu, suivie de l‘histoire des Juliette, sa sœur, Paris 1797.  (CC-PD-old-100-expired)

Wie lässt sich der Wandel erklären, wenn einst martialische Penigungen sich übersetzt wiederfinden in elaborierten, konsensuellen, lustvollen Spielarten? Der Sozialanthropologe Edward B. Tylor fand dafür den Begriff Survivals. Als „Überlebsel“ oder „Überbleibsel“ bezeichnet er Fragmente überkommener Gebräuche vergangener Epochen, die sich durch die geschichtliche Entwicklung einer Kultur erhalten, dabei jedoch ihren ursprünglichen Zweck verlieren und eine Bedeutungsverschiebung erfahren.[4] Bezeichnenderweise finden sich diese Elemente dann oft in Kinderspielen wieder, wie dem Spiel mit Pfeil und Bogen oder im Verkleiden als Pirat. Auch das Fesseln mit Seilen, das im Gegensatz zu moderneren Restriktionsmethoden durch Handschellen oder Zwangsjacken archaisch anmutet, findet sich nicht nur im BDSM-Bereich, sondern auch in überkommenen Initiationsriten und „Bestrafungsspielen“ wie dem Pflöckeln einiger Pfadfindertraditionen.[5] In Rollenspielen wie „Cowboy und Indianer“ oder „Räuber und Gendarm“ können Seile als Lasso und zur inszenierten Gefangennahme zum Einsatz kommen, und ich überlasse es den Leser*innen, darüber hinaus eigene Fesselspiele aus der Kindheit zu erinnern, die unzählige phantasievolle Formen annehmen können.

Eine Re-Inszenierung haben Fesselungen auch im performativen Einsatz zwischen Entertainment, Stunt und Sport gewonnen, wie den sogenannten Entfesselungskünsten (engl: escapology), die vermehrt um die Jahrhundertwende auftauchten und zunächst als illusionistische Tricks in spiritistischen Zirkeln und dann als Showeinlagen von Zauberkünstler*innen zunehmend Verwendung fanden, wobei Harry Houdini als berühmteste Figur unter den „Eskapologisten“ gilt.[6] Gerade in Bezug auf die eben erwähnte Sklavenemanzipation findet sich auch hier ein interessantes Scharnier in der Figur des Zauberkünstlers Black Herman, der in der 1920er – ’30er Jahren der wohl prominenteste afro-amerikanische Entfesselungskünstler war und seine Magievorführungen narrativ mit politischen Botschaften kombinierte.[7] So ist überliefert, dass er sich von Personen aus dem Publikum seiner Zaubervorführungen mit Seilen an einen Stuhl fesseln ließ und erklärte, dass er zur Befreiung ‚geheime‘ Techniken anwende, die versklavte Afrikaner*innen bereits zur Flucht vor ihren Sklavenhaltern einsetzten.[8]

Wenn von (Ent-)Fesselkünsten die Rede ist, wird meist die Kunstfertigkeit und Dekorativität der Praktiken betont. Doch findet sich das Fesseln auch in Bereichen, die einen Kunstanspruch im engeren Sinne auf sich erheben. Nicht nur zählen zu vielen Bondage-Szenen neben den privaten Interkationen auch öffentliche, performative Aufführungen oder Fotografien von Fesselungen (über deren Kunstwertigkeit jeweils gestritten werden kann); als bedeutungtragendes Motiv gehen Fesselungen jedoch auch über libertine Erregungskulturen hinaus. In der Arbeit Rope Piece der Performance-Künstler*innen Linda Montano und Tehching Hsieh wird die Fesselung beispielsweise zum Sinnbild allgemeiner Verstrickungen und Abhängigkeiten. Ein Jahr lang, von 1983 – 1984, blieben sie durchgängig von einem etwas mehr als zwei Meter langen Seil verbunden, deren Enden sie jeweils um ihre eigene Taille geschnürt ließen, ohne sich darüber hinaus zu berühren. In einem Interview erklärten die Künstler*innen, dass das Aneinandergebundensein ein klares Bild dafür darstelle, wie wir zum Überleben an andere Menschen gebunden sind:

            ,,Because we are all individual, we each have our own idea of something we want to do. But we’re together. So we become each other’s cage. We struggle because everybody wants to feel freedom. […] So this piece to me is a symbol of life and human struggle. […] there are cultural issues, men/women issues, ego issues. Sometimes we imagine this piece is like Russia with America. How complicated the play of power.”[9]

Cornelia Parker: The Distance (A Kiss With String Attached), 2003, CC-BY-SA-3.0,_2003

Komplexitäten äußern sich natürlich auch beim Bondage und Shibari/Kinbaku. Wer fragt, worin die eigene Klaustrophilie von Fesselenthusiasten begründet liegt, wird wahrscheinlich einen Satz wie diesen hören: „Erst gefesselt fühle ich mich wirklich frei“. Ein Vexierrätsel: Freiheit durch Restriktion. Stärke durch Vulnerabilität. Ermöglichung durch Verunmöglichung. Die Welt steht Kopf, wenn Fesseln doch gemeinhin als Metapher für destruktiven Zwang par excellence stehen (neunmalklug: „Dankbarkeit ist manchmal ein Band, oft aber eine Fessel“), zu deren Sprengung emanzipatorische Appelle sonst aufrufen. Freiheit, Handelnkönnen und Autonomie gelten nicht zuletzt seit der Aufklärung als wertvolle Güter, sogar vorherrschende Imperative. Warum sich also nun freiwillig in die Beschränkung fügen und wie sich dadurch auch noch empowert fühlen? Wie kommt es durch die Verschnürung zur Beflügelung? Antworten finden sich nicht nur dank geographisch geprägter Historisierungen.

Betrachtet man die Sache selbst, scheinen die Verheißungen der Restriktionspraktiken in der Einsicht begründet, dass existentielle Pathoserfahrungen – Widerfahrnisse, Exponiertheit, Unvermögen, Verletzlichkeit und Empfindsamkeit, Hingabe, Ausgesetzt- und Übereignetsein – nicht vom Leben wegzudenken sind, sich ihnen nicht entzogen werden kann und jede Aktivität tief in die Passivität eingesenkt ist. Fesselungen reihen sich ein in die berüchtigten ‚Verrücktheiten‘ asketischer Selbstbeschränkung, anhand derer sich der Körper bewusst Kräften aussetzt, die ihn unterschwellig umtreiben. Diese Kräfte können gesellschaftlicher Natur sein, wie beispielsweise Ungleichheits- und Machtverhältnisse. Das können aber auch ganz existentielle Aspekte der conditio humana sein: wir sind geboren, wir werden sterben, wir erleben Schmerzen, wird sind auf Andere angewiesen, sind von unseren Umständen geprägt und dem, was uns geschieht — nicht nur von dem, was wir selber gestalten, im Griff haben, bestimmen und kontrollieren können. Wir sind einzigartige Wesen die Großes schaffen können und sind gleichzeitig ganz klein mit Hut. Akte der Selbstbeschränkung und Verausgabung, wie das Fesseln, können diesen widersprüchlichen und schwer fassbaren Kräfte eine Form geben, um sie bewusster erleb- und reflektierbar zu machen – ohne ihrer freilich je Herr werden zu können. Indem wir etwas nicht mehr können, wie zum Beispiel sich zu bewegen, wird nicht nur etwas verunmöglicht, sondern ein ganz anderer Möglichkeitsraum eröffnet, der erprobbar werden lässt, was sich nur im Nicht-Tun und Nicht-Können äußert.

Um Hinweise auf die Verheißungen des Nicht-mehr-Könnens zu finden, müssen nicht erst in die deviante BDSM-Nische schauen. Es reicht, uns beim Wort zu nehmen. Wir sprechen von den Fesseln der Liebe; vom Umgarnen; von fesselnden Geschichten; von Verknüpfungen, Verwicklungen, Vernetzungen und tiefer Verbundenheit; vom sozialen Band das geknüpft wird oder droht, zu reißen; vom roten Faden und Knoten im Kopf. Der englische Begriff bonds aus dem Finanzwesen bezeichnet Anleihen, also Schuldverschreibungen, mit den aus ihnen resultierenden ambivalenten Verbindlichkeiten, die Zugehörigkeit, aber auch Abhängigkeit ausdrücken.

Wir lassen uns grundsätzlich ‚fesseln‘, um paradoxerweise unseren Handlungsspielraum zu erweitern. Jemanden in etwas einzubinden deutet beispielsweise einerseits auf eine Art von Gefangennahme und damit Passivierung hin, andererseits kann die Einbindung in einen Sachverhalt wiederum neue Einblicke gewähren. Medientheoretische Diskurse um die Effekte des Internets – das als „Netz“ die archaisch anmutenden Faden- und Seilpraktiken aufgreift[10] – beschreiben, wie wir einerseits auf eine Weise passiv an technologischen Geräten hängen, andererseits durch sie neue Verbindungen eingehen und gestaltend agieren. Das kommunikative Element spiegelt sich im Bondage wieder: Das Seil, umwickelt um den eigenen Körper, einen berührend, hält Kontakt zu einer anderen Person, die einen umschnürt, und steht im übertragenen Sinne, wie die straff gespannten Fäden der Bechertelefone aus Kindertagen, für Dialog und Verbindung. Um überhaupt erst in Kontakt treten zu können, braucht es jedoch die Bedingung für die identitätsstiftende und damit emanzipierende und aktivierende Erfahrung der Entbindung, die als erste Seilerfahrung unter Säugetieren doch schon irgendwie in der Nabelschnur als eine Form von Seil verkörpert ist, deren Bedingung wiederum eine Art existentielle Gebundenheit ist. Die Mutter-Kind-Beziehung wird von sentimentalen Pränatalberater*innen nicht umsonst mit dem entwicklungspsychologischen Begriff des Bondings beezeichnet.

Gedoppelter Handgriff der Justine Siegemundin, erstmals publiziert 1690. Kupferstich aus der 2. Auflage ihres Lehrbuches von 1723. © Foto H.-P.Haack. I Hier ist auch der Einsatz der Seilfesselung als Instrument der Geburtshilfe interessant!

Im Wort ‚Verstrickung‘, das auch als eine Form der Fesselung verstanden werden kann, deutet sich etwas Schicksalhaftes, einem passiv Zustoßendes an. In mythologischen Erzählungen findet sich dies wieder in Platons berühmtem Höhlengleichnis, in welchem die Menschen so gefesselt imaginiert werden, dass sie den Kopf nicht wenden können und immer geradeaus schauend Schattenspiele für das wahre Leben halten; oder im Schicksalsseil, das von den Nornen der Norsmythologie geflochten wird.[11]

Norns weaving destiny, by Arthur Rackham (1912), PD_US

Aus mythologischer Sicht hängen wir wie Marionetten an diesen Seilen, über die wir nicht verfügen. Der Glaube an unsere autonome Handlungskraft erweist sich als illusionärer Irrglaube. Und doch hängen wir nicht nur passiv, wir erleben aktiv und gestalten mit, in einer Verschränkung von Bestimmendsein und Bestimmtsein.

Um das komplizierte Verhältnis von Befreiung durch Fesselung bildlich aufzugreifen, kann hier nochmals an die Mythen angeknüpft und die Figur Odysseus in Erinnerung gerufen werden, der ganz prominent die Fesselung als Ermöglichung durch Verunmöglichung nutzt, wenn er sich mit Seilen an den Mast seines Schiffes fesseln lässt, um erst so dem verführerischen Gesang der Sirenen lauschen zu können, ohne von ihnen verführt und so in den Tod geführt zu werden.[12] Pragmatisch gesehen hätte sich der Held der Odyssee ebenfalls Wachs in die Ohren stopfen und weitersegeln können. Was er hier mit dem Seil umsetzt ist, ähnlich wie in den Fesselpraktiken des kinky Bondage, eine Technik, die Lust generiert, auch, indem sie mit der Gefahr, mit Risiken und mit Machtverhältnissen spielt.

Odysseus and the Sirens. Detail from an Attic red-figured stamnos, ca. 480-470 BC. From Vulci.

Wie Seile in eine Geschichte der Macht verwoben sind, wird unter anderem in der Domestikation von Tieren durch Zügel und Leinen augenscheinlich oder in direkten Gewaltzusammenhängen wie dem Erhängen durch Strick oder in Bereichen wie Folter und Sklaverei.[13] Auffällig ist, dass Praktiken der Kritik an Leid verursachenden Machtkonstellationen Motive der Seilfesselungen als Insignien der Macht jedoch nicht abstreifen, sondern sie sich wiederum für eigene Zwecke aneignen und imaginativ neu besetzen. Bekannt sind zum Beispiel Praktiken des passiven Widerstandes, in denen sich an Bäume, Gebäude, Schienen oder andere Menschen gefesselt lassen wird. Der Protest antwortet auf das politische Beherrschtwerden mit einer überspitzen Verkörperung von eigener Nichtbeherrschung und nutzt die Kraft des Vulnerabelwerdens. Andererseits potenziert es die eigene Macht, indem die durch Herrschaft entzogenen eigenen Handlungspotentiale manifestiert und als Waffen des Feindes gegen ebendiesen gewendet werden (#aprropriate #reclaiming). Die Fesselungen lassen Bande der Zusammengehörigkeit entstehen, die es Gegnern erschweren, an die Objekte zu gelangen, an die man sich festgebunden hat.[14] Strategisch wird sich den herrschaftlichen Schemata nicht einfach entzogen – als Widerstand wird der einschnürenden Macht keine Demonstration von Entschnürung und Freiheit entgegengesetzt, sondern versucht, mit den Mitteln des Feindes gegen ebendiesen zu kämpfen. Anders ausgedrückt: Statt sich der Fesseln zu entledigen, wird versucht innerhalb der Fesseln anders mit ihnen umzugehen. Michel Foucault hat das in seiner berühmten Definition von Kritik als „Kunst nicht dermaßen regiert zu werden [Kursivsetzung von mir]“[15] gefasst. Ausgehend von der Prämisse machtvoller sozialer und kultureller Gefüge, an die der Mensch ,gefesselt‘ ist und aus denen er sich nie gänzlich befreien und in ein machtloses Außerhalb begeben kann, beschreibt er, wie im Spielfeld der Macht den Subjekten jedoch Handlungsspielräume bleiben: zum Mitspielen und Mitaushandeln der Spielregeln. Die entscheidende Frage ist deswegen nicht, wie man die Fesseln sprengt, wie man nicht regiert wird, sondern wie es möglich ist, „dass man nicht derartig, im Namen dieser Prinzipien da, zu solchen Zwecken und mit solchen Verfahren regiert wird – dass man nicht so und nicht dafür und nicht von denen da regiert wird“[16], wie man anders gefesselt werden kann oder innerhalb des Radius‘ der Fesselung erfinderisch nach neuen Bewegungsmodi sucht. Fesselungen könnten so als eine Spielart verstanden werden, sich auf das Regiertwerden einzulassen, jedoch nur, wenn man dessen Art und Gründe selbst für gut befindet. So kann sich in die Bewegung einer Entunterwerfung durch Unterwerfung begeben werden.

 

„Mit der Vorsicht, die er lange erprobt hatte, griff er dem Wolf an die Kehle. Zärtlichkeit für den Ebenbürtigen stieg in ihm auf, für den Aufrechten in dem Geduckten. In einer Bewegung, die dem Sturz eines großen Vogels glich – und er wußte jetzt sicher, daß Fliegen nur in einer ganz bestimmten Art der Fesselung möglich war –, warf er sich auf ihn und brachte ihn zum Fallen. Wie in einem leichten Rausch fühlte er, daß er die tödliche Überlegenheit der freien Glieder verloren hatte, die Menschen unterliegen läßt. Seine Freiheit in diesem Kampf war, jede Beugung seiner Glieder der Fessel anzugleichen, die Freiheit der Panther, der Wölfe und der wilden Blüten, die im Abendwind schwanken.“
– Ilse Aichinger: Der Gefesselte

Fesselkünste und -praktiken könnten dann als Möglichkeiten zur Kultivierung einer, so ließe sich sagen: vita passiva denkbar werden, mit denen Notwendigkeiten einer an Passivität interessierten Einstellung leiblich erfahrbar werden können. Fesselungen tun dem Körper nicht nur etwas von Außen an. Die Stillstellung bringt Verborgenes, zum Vorschein, zum Beispiel, dass Leiblichkeit unhintergehbar offen, verletzlich, mortal, beschämbar und von ihren Grenzen her porös ist. Jean-Paul Sartre bezeichnet in seinen phänomenologischen Auseinandersetzungen mit sexuellem Begehren solche Prozesse als „Fleischwerdung“ des Anderen. Fleisch meint hier das, was der Körper eigentlich in seiner Urform ist, was aber lieber verhüllt wird: durch Kleidung und Schminke, vor allem aber durch Bewegungen und Gesten, die den Menschen immer als Umgebungswesen konstituieren, der in Bezug auf die Welt in Situationen agiert und damit als Körper-in-Situation erscheint. Dieser wird von Sartre mit dem Begriff der Anmut beschrieben:

„[…] nichts ist weniger ‚aus Fleisch‘ als eine Tänzerin, selbst wenn sie nackt ist. Das Begehren ist ein Versuch, den Körper der Bewegungen, als seien es seine Kleider, zu entkleiden, und ihn als bloßes Fleisch existieren zu lassen; es ist ein Versuch, die Fleischwerdung des fremden Körpers herbeizuführen“.[17]

Ostra Studio, circa 1935, CC-PD-MarkPD-old-70

Das Anmutige nach Sartre ist das „bewegliche Bild der Notwendigkeit und der Freiheit“[18], es ist im tätigen Leib fundiert. Praktiken wie das Fesseln, die das Ausführen von Bewegungen nun unterbinden, führen zur Abwesenheit dieser Komponenten und bringen das Fleisch des Menschen zum Vorschein. Solches Begehren, das den Körper jeglicher Verhüllungen zu entblößen sucht, beschreibt Sartre als sadistisch[19] und obszön: „Der Sadist sucht – wie der Begehrende – den Anderen seiner Akte, die ihn verbergen, zu entblößen. Er sucht unter dem Tun das Fleisch zu entdecken“[20]. Das Obszöne, als Gegenteil der Anmut, wird „sichtbar, wenn der Leib Stellungen einnimmt, die ihn seines Tuns völlig entkleiden und die Trägheit seines Fleisches enthüllen“[21]. Die infolgedessen mögliche Beschämung beschreibt der französische Philosoph Emmanuel Lévinas wiederum auffälligerweise anhand der Figur der Fesselung: „Was in der Scham zur Erscheinung kommt, ist also genau das An-sich-selbst-Gefesseltsein, die radikale Unmöglichkeit, uns selbst zu entkommen, uns vor uns selbst zu verstecken: die unverzeihliche Selbstgegenwart des Ich. Wir schämen uns unserer Nacktheit, wenn sie unser Sein, unsere Intimität offen preisgibt“[22] Und wenn die Konfrontation mit diesem Zustand nun ganz bewusst (masochistisch) herbeigeführt wird? Eine Faszination für solche Bewegungen in BDSM-Praktiken äußert wiederum der italienische Philosoph Giorgio Agamben, da für ihn in ihnen der „paradoxe Charakter der Scham bewusst zum Objekt gemacht wird, um sie in Lust zu verwandeln. […] Denn hier begeistert sich ein passives Subjekt – der Masochist – derart an seiner eigenen, es unendlich überwältigenden Passivität, dass es auf seine Eigenschaft als Subjekt verzichtet […]. Daher die zeremonielle Rüstung der Schlingen, […] der Fesselungen aller Art, mit deren Hilfe das masochistische Subjekt vergeblich versucht, jene übernehmbare Passivität, die es überall köstlich übersteigt, zurückzuhalten und ironisch zu fixieren“[23]

Erhebt man solche Beobachtungen zu einem Konzept wie der Kunst, nicht dermaßen regiert zu werden (aber schon auch regiert und eben gefesselt zu werden), würde dies einhergehen mit einer Würdigung nicht nur dessen, was Menschen schaffen und vollbringen, sondern auch dessen, was sie ertragen und durchleiden. Die so oft ersehnte Freiheit stellt sich dann nicht einfach als eine Art Bestand heraus, über den verfügt werden könnte. Momenthaft taucht Freiheit auf im immer wieder neu zu vollziehenden, eigensinnigen, auch kräftezehrenden Umgang mit Bedrängnissen, Widerständen, Unbestimmbarkeiten und im Anerkennen komplexer Verstrickungen.

Cat’s cradle: position 1, the cradle Originally from Squareman, Clarence (1916).
My Book of Indoor Games, Gutenberg.org. PD-US

Für die feministische Wissenschaftstheoretikerin Donna Haraway ist ein solches Absehen von althergebrachten Erzählungen von Autonomie und stattdessen ein Einsehen grundlegender Interdependenzen unumgehbare Prämisse, um nachhaltig auf diesem Planeten gut zusammen leben zu können. Sie verdeutlicht ihr Denken anhand eines ebenfalls der Welt der Schnüre und ihrem Potential für kräftegenerierende Einwicklungen entnommen Bildes: String-Figures, die als musterbildende Fadenspiele einigen Leser*innen auch aus Kindertagen bekannt sein könnten. In diesen Fadenspielen, die in einer Vielzahl von Kulturen rund um den Globus gespielt wurden und werden, geht es darum, mit ein wenig Geschicklichkeit eine geschlossene Kordel so um Finger und Hände zu binden, dass sich im Zwischenraum nach und nach Geflechtfiguren bilden. Ihr Entstehen kann von einer Narration begleitet werden, welche das Muster illustriert.

Das Hin-und-her-Wickeln der Schnurmuster weist in seiner Verspieltheit auf Größeres hin, wie „die Tatsache, dass Akteure dem Handeln nicht vorausgehen, dass Relationen vorrangig sind“[24]. Fadenspiele folgen ebenfalls einem Ineinander von Aktivität und Passivität, das ein Denken des ‚Dazwischens‘ erfordert:

„two pairs of hands are needed, and in each successive step, one is ‚passive‘, offering the result of its previous operation, a string entanglement, for the other to operate, only to become active again at the next step, when the other presents the new entanglement. But it can also be said that each time the ‚passive‘ pair is the one that holds, and is held by the entanglement, only to ‚let it go‘ when the other one takes the relay.“[25]

Aus dem Verschlungensein von Aktivität und Passivität entwickelt Haraway ein Modell, in dem Beziehungen und Verflechtungen im Mittelpunkt stehen: polymorphe Netzwerke, die unerwartete Seiten des eigenen, sensibilisierenden Embodiments ermöglichen. Vor allem aber geht mit der grundlegenden wechselseitigen Verbundenheit ein Konzept von Verantwortung einher, dass die Faden- und Fesselspiele veranschaulichen:

„In passion and action, detachment and attachment, this is what I call cultivating response-ability [sic!]; that is also collective knowing and doing, an ecology of practices. Whether we asked for it or not, the pattern is in our hands.“[26]

‚Mme Hitchen with string bear‘ ~ (Anishinaabe) ~ Long Lake, Ontario 1916, F.W. Waugh, CMoH, CC-PD-old-70-expired

Welche Fesselmuster und Geschichten in unserer Hand liegen, droht übersehen zu werden, wenn wir die Herkünfte des Fesselns nur exotisieren. Dazu zählen, das zeigen Haraways Kordelspiele, auch die Geschichten, die als mögliche, zukünftige Geschichten erst noch realisiert werden müssten. Damit bringt Bondage, so romantisierend das vielleicht klingen mag, ein utopisches Moment mit sich, in welchem erlebbar wird, dass die Aufgabe zum Ergreifen der eigenen Möglichkeiten und dem Ausbrechen aus einem vorgezeichneten Schicksal nicht nur darin besteht, die vielen Bande „während unseres Lebens [zu] lösen, lockern oder verändern“[27], sondern auch Bande einzugehen und innerhalb der bestehenden Banden gemeinsam nach neuen Seinszuständen zu suchen. Als Adaption von Foucaults Formulierung weisen Fesselkünste darauf hin, mit Begrenztheit, Beschränkungen, Bindungen und Entbindungen achtsam und anders umzugehen. Die durch das Fesseln enthüllte eigene Empfindsamkiet, Verletzlichkeit und letztlich Sterblichkeit macht aus der Praktik nicht nur einen Nährboden für rauschhafte Sensationen, die einen reizvollen ‚Kick‘ verheißen, sondern hat das Potential, ethische Appelle des Wahrnehmens der gegenseitigen Verbundenheit, Fürsorge und Verantwortung füreinander zu erzeugen.
Zumindest sind das die Erfahrungen, die ich gemacht habe und gerne teile.

 

„Bondage ist überall.
Ich fessle; du fesselst; wir sind gefesselt.
Die Kunst des Knotens ist nicht nur in Abu Ghraib und Guantanamo populär.
Ich spinne; du spinnst; wir sind verbunden.
Netzwerke und Webs, Seilschaften und Abhängigkeit: wir sind drin.“
– Hito Steyerl: „Lovely Andrea“



 

[1] Donna J. Haraway: SF: Science Fiction, Speculative Fabulation, String Figures, So Far, in: Ada: A Journal of Gender, New Media, and Technology, Issue 3, November 2013, unter: https://adanewmedia.org/2013/11/issue3-haraway/ (zuletzt aufgerufen am 20.03.2019).

[2] Master “K”: The Beauty of Kinbaku (or everything you ever wanted to know about Japanese erotic bondage when you suddenly realized you didn’t speak Japanese), USA: King Cat Ink., 2008.

[3] Iris Därmann: Beschämung und Peitschengewalt, Pornografische Investiturszenen in der Antisklavereibewegung und bei Marquis de Sade. In: Daniel Tyradellis (Hg. für das Deutsche Hygiene-Museum Dresden): Scham. 10 Essays. Begleitbuch zur Ausstellung: 100 Gründe, sich zu schämen, Göttingen: Wallstein, 2017, S. 99.

[4] Edward B. Tylor: Primitive Culture: Researches Into the Development of Mythology, Philosophy, Religion, Art, and Custom, London: John Murray, 1871.

[5] Bei diesem Aufnahmeritus, der auch als rituelle Strafform beschrieben wird, wird das Kind ausgetreckt an Händen und Füßen an vier im Quadrat in den Boden gesteckte Pflöcke gebunden. Das Pflocken/Pflöckeln wird mittlerweile von Pfadfinderverbänden stark kritisiert und als mögliche Form des Kindesmissbrauchs angesehen. Vgl.: Markuc C. Schulte von Drach: Kein harmloses Spiel, Süddeutsche Zeitung, 5.12.2014, unter: http://www.sueddeutsche.de/panorama/pfadfinder-ritual-pflocken-kein-harmloses-spiel-1.2250396 (zuletzt aufgerufen am 10.06.18).

[6] Vgl.: Edwin A Dawes: The Great Illusionists, New Jersey: Chartwell Books, 1979. Und: T.I.E.S. – The International Escapologist Society, unter: http://www.tiesociety.webs.com (zuletzt aufgerufen am 24.06.2018).

[7] Vgl.: George Patton: Black Jack: A Drama of Magic, Mystery and Legerdemain, Bloomington, IN: iUniverse, 2009.

[8] Vgl.: Frank Cullen und Florence Hackerman: Vaudeville, Old and New: An Encyclopedia of Variety Performers in America, London: Routledge, 2006, S. 114.

[9] Linda Montano and Tehching Hsieh: One Year Art/Life Performance: Interview with Alex and Allyson Grey (1984), in: Kristine Stiles (Hg.): Theories and Documents of Contemporary Art: A Sourcebook of Artists‘ Writings, University of California Press, 1996, S. 907ff.

[10] Sadie Plant macht auf die Genese archaischer Medien der mit Schnüren und Seilen zusammenhängenden Textilverarbeitung zu modernen Technologien aufmerksam:Media become interactive and hyperactive, the multiplicitous components of an immersive zone which ‚does not begin with writing; it is directly related rather to the weaving of elaborate figured silks.‘ The yarn is neither metaphorical nor literal, but quite simply material, a gathering of threads which twist and turn through the story of computing, technology, the sciences and arts. In and out of the punched holes of automated looms, up and down through the ages of spinning and weaving, back and forth through the fabrication of fabrics, shuttles and looms, cotton and silk, canvas and paper, brushes and pens, typewriters, carriages, telephone wires, synthetic fibers, electrical filaments, silicon strands, fiber-optic cables, pixeled screens, telecom lines, the World Wide Web, the Net, and matrices to come.“ Sadie Plant: Zeros + Ones. Digital women and the new technoculture, London: Fourth Estate, 1998, S. 12.

[11] Darüber hinaus lässt sich auf die mythologische Bedeutung der vielen kleinen Seilen, der gewebten Fäden und Schnüre hinweisen, anlässlich derer der Medienwissenschaftler Gunnar Schmidt auf die „Kopplung von Frau und Faden“ bei Arachne und vielen weiteren hinweist: „Klotho, Neith, Penelope, Philomela, Holda, Zirze, Kalypso, Helena, Pandora, Paivatar, Chih-Nii, Habetrot – geht es um das Spinnen und Weben, stellt sich das mythische Erzählen kulturübergreifend als Kosmos des Weiblichen dar“. Gunnar Schmidt: Ästhetik des Fadens. Zur Medialisierung eines Materials in der Avantgardekunst, Bielefeld: transcript, 2007, S 13. Auch die Praktiken Bondage und Shibari/Kinbaku haben freilich ihre genderspezifischen Eigenheiten, wenn beispielsweise die größere Anzahl an männlichen Riggern und weiblichen ‚Bunnies‘ auffällt – ein Umstand, auf den in diesem Rahmen nur hingedeutet werden kann.

[12] „Mir erlaubt sie allein, den Gesang zu hören; doch bindet / Ihr mich fest, damit ich kein Glied zu regen vermöge, / Aufrecht stehend am Maste, mit festumschlungenen Seilen. / Fleh‘ ich aber euch an, und befehle die Seile zu lösen; / Eilend fesselt mich dann mit mehreren Banden noch stärker.“ Homer: Odyssee, (Originaltitel: ἡ Ὀδύσσεια – hē Odýsseia) übers. v. Johann Heinrich Voß, Frankfurt aM: Insel, 1990, S. 200.

[13] Vgl. u.a. Neville Twitchell: The Politics of the Rope, Bury St. Edmunds: Arena Books, 2012.

[14] Vgl. u. a. Black Lives Matter activists go on trial over protest in Nottingham, Man and three women accused of unlawful obstruction of highway as court hears they lay across tram lines while tied together, in: The Guardian, UK News, 03.11.2016, unter: https://www.theguardian.com/uk-news/2016/nov/03/black-lives-matter-uk-activists-trial-protest-nottingham (zuletzt aufgerufen am 26.06.2018); oder: Protesters Tie Themselves to Trees in Bid to Save Them, in: L.A. Times, The Local Review, 23.02.1999, unter: http://articles.latimes.com/1999/feb/23/local/me-10815 (zuletzt aufgerufen am 26.06.2018).

[15] Michel Foucault: Was ist Kritik?, (Originaltitel: Qu’est-ce que la critique?) übers. v. Walter Seitter, Berlin: Merve, 1992, S. 11.

[16] Ebd., S. 12.

[17] Jean-Paul Sartre, ohne genaue Quellenangabe zitiert bei Giorgio Agamben: Nacktheiten, übers. v. Andreas Hiepko, Berlin: Fischer, 2010, S. 125.

[18] Jean-Paul Sartre: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie [org. L’Être et le Néant ,1943], übers. v. Justus Streller et.al., Hamburg: Rowohlt, 1990, S. 699.

[19] Sadismus wäre dabei verstanden als „Instrumentalisierung, die die beabsichtigte reziproke Fleischwerdung auflöst und den Anderen zum Ding-unter-Dingen macht“, in: Knut Berner: Medusas Epigenese. Jean-Paul Sartre und die Entwicklung des bösen Blickes, in: ders.: Behausungen des Bösen: Epigenese; Thanatologie; Ästhetik; Anthropologie, Münster: Lit Verlag, 2013, S. 31.

[20]  Sartre: Das Sein und das Nichts, Versuch einer phänomenologischen Ontologie (Orig. L’Être et le Néant ,1943), übers. v. Justus Streller et.al., Hamburg: Rowohlt, 1990, S. 511.

[21] Ebd., S. 513.

[22] Zitiert von Giorgio Agamben in: Was von Auschwitz bleibt – Das Archiv und der Zeuge, übers. v. Stefan Monhardt, Frankfurt aM: Suhrkamp, 2003, S. 93ff.

[23] Ebd.

[24] Donna Haraway: Ineinanderverschlungene Anmerkungen: Gaben und Schulden, in: Documenta 13: 100 Notizen – 100 Gedanken, Band 33, Berlin/Stuttgart: Hatje Cantz, 2012, S. 17.

[25] Donna Haraway: Staying with the TroubleMaking Kin in the Chthulucene. Experimental Futures (Experimental Futures: Technologocal Lives, Scientific Arts, Anthropological Voices), Durham & London, Duke University Press, 2016, S. 14.

[26] Ebd., S. 34.

[27] Nathalie Sarthou-Lajus: Lob der Schulden, übers. v. Claudia Hamm, Berlin: Klaus Wagenbach 2013, S. 86.

 
 
 




– ENGLISH –



„[…] it matters what stories we tell to tell other stories with;
it matters what knots knot knots, what thoughts think thoughts, what ties tie ties.“
– Donna Haraway[1]


Rope bondage aficionados who want to learn more about techniques, schools and origins of practices beyond improvised ties with a bathrobe belt can hardly avoid being confronted with the history of Japanese restriction arts Shibari or Kinbaku. The string track will lead you to medieval Samurai, who overpowered opponents with rope restraints called Hojojutsu. One learns that bondage practices developed somehow organically out of Japanese everyday culture, since kimonos are also tied, or gifts with a furoshiki. In his highly acclaimed book „The Beauty of Kinbaku“[2], Master „K“ never tires of emphasizing how closely Shibari/Kinbaku is linked to Japanese history, religion, and culture, distinguishing ornamental Japanese bondage from pure restriction measures to which he reduces Western bondage. He refers to Shintoism practiced in Japan, in which Shimenawa (ropes adorned with sacred paper) are used to mark sacred places, and binds the origins of rope aesthetics back to the ancient Japanese Jomon culture, whose pottery is characterized by the decorative use of string.

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Early middle Jomon pottery, 5000-4000BC, with cord marks for decoration Tokyo National Museum Photo taken by Chris 73 in January 2005, freely available at //commons.wikimedia.org/wiki/File:Middle_Jomon_Period_rope_pottery_5000-4000BC.jpg under the creative commons cc-by-sa 3.0 license




So when visiting the Museum for Pre- and Early History in Berlin, I flinch. I stand in front of a showcase with decorated vessels, which are presented to me as string ceramics: 2800 B.C., excavated in – Saxony-Anhalt, Germany! There the knot bursts and I intend to appear at the next Bondage-Jam not in an ‚authentic‘ Kimono, but already mentioned bathrobe.

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As if bondage were a purely Japanese technique, there is a lack of cultural-historical embedding of bondage practices in Western contexts. At the same time, the repeatedly claimed uniqueness of the genesis of Japanese bondage arts obscures the view of the many other existing red threads that can make us understand that what we do at bondage events is not only something imported and appropriated from another culture, but has long since been complexly interwoven with manifold histories. If we pick up and follow these different threads, they lead us to a variety of surprising origins of the uses and aesthetics of rope practices. Then we unravel a cable clutter of architectural and decorative cord ceramics from the cultures of Egypt and the Greco-Roman world, the twisted columns of Romanesque architecture, the rope-like twists of wickerwork, the use of arithmetic rope in the European Middle Ages, the depiction of ropes on heraldic banners – for our subject, particularly paradigmatic the so called lacs d’amour ❤ . Not to mention the cross-cultural use of rope as a tool in transport and construction, in seafaring, in sports and as an important component of machines.

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Hortus Deliciarum – 12th century Allegory of arithmetic Artist: Herrad von Landsberg (about 1180), CC-PD-Art (PD-old-100)


Ropes as a material had an important impact on everyday life all over the world, not only Japan. Also the practice of rope bondage in the West tells its own transformation stories from violent to erotic pleasure practices beyond Japanese martial arts and Kabuki theater. A famous copperplate engraving from Marquis de Sade’s work Justine ou les Malheurs de la vertu from 1787, for example, depicts a person hanging upside down with a sling wrapped around her foot and pulled up over a pulley, who, delivered in suspension, is penetrated with dildos. As cultural historian Iris Därmann points out, this picture is a direct quote that explicitly refers to drawings of torture scenes from the West Indies of the time, published in John Gabriel Stedman’s Narratives of a Five Year’s Expedition against Revolted Negroes of Surinam, which records the sexualized punishments by slave owners. The similarity is astonishing, but „the figure of the stripped black girl was replaced by that of the white girl“ — a movement in which „slave emancipation […] at the same time introduces the emancipation of sadism as an ‚independent‘ sexual practice“[3].

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Isaac Cruikshank „The Abolition of the Slave Trade, or the Inhumanity of Dealers in human Flesh exemplified in
Captn. Kimber‘s Treatment of a Young Negro Girl of 15 for her Virje [!] Modesty“

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Justine ou les Malheurs de la vertu, c. 1800 PD-old-100-expired

How can this change be explained, when once martial scourges find themselves translated into elaborate, consensual, lustful variations? The social anthropologist Edward B. Tylor found the term „survivals“ for this. As survivals he describes fragments of traditional customs and practices from a bygone era that are preserved through the historical development of a culture, but lose their original purpose and undergo a shift in meaning. Significantly, these elements are often found in children’s games, such as playing with a bow and arrow or dressing up as pirates. Rope bondage, which seems archaic in contrast to more modern restriction methods with handcuffs or straitjackets, is also found not only in BDSM fields, but also in (highly controversial!) initiation rites and punishment games in some Scout traditions such as german “Pflöckeln” (attaching the limbs to pillars staked in a square). In role-playing games such as „Robbers and Gendarme“ or playing Cowboys, ropes can be used as lassos and for staged imprisonment, and I leave it to the readers to remember their own childhood bondage games, which can take on countless imaginative forms.[4]

Ties have also gained fame in the performative use between entertainment, stunt and sport, such as so-called escapology, which appeared increasingly around the turn of the century and was popular first as illusionistic tricks in spiritualistic circles and then as show interludes by magicians, with Harry Houdini being considered the most famous figure among escapologists.[5] Especially with regard to the aforementioned slave emancipation, there is an interesting hinge in the figure of the magician Black Herman, who was probably the most prominent African-American escape artist in the 1920s – ’30s. He narratively combined his magic performances with political messages. It is said that he used to let himself be tied to a chair with ropes by audience members and explained that to liberate himself he used those ’secret‘ techniques, which enslaved Africans had already used in order to flee from their slaveholders.[6]



When talking about the art of bondage, the virtuosity and ornamentality of the practices are usually emphasized. However, bondage can also be found in areas that claim to be artistic in the narrower sense. Not only do many bondage scenes include public performances or photographs (the artistic value of which can be disputed in each case), but as a motif that carries meaning, bondage also goes beyond libertine arousal cultures. In Rope Piece by performance artists Linda Montano and Tehching Hsieh, for example, bondage becomes a symbol of general entanglements and dependencies. For an entire year, from 1983 to 1984, they remained physically tied to each other only separated by an eight-foot rope, the ends of which they each had laced around their own waist. In an interview, the artists explain that for them the performance is a clear picture of how we are always already tied to other people to survive.:

,,Because we are all individual, we each have our own idea of something we want to do. But we’re together. So we become each other’s cage. We struggle because everybody wants to feel freedom. […] So this piece to me is a symbol of life and human struggle. […] there are cultural issues, men/women issues, ego issues. Sometimes we imagine this piece is like Russia with America. How complicated the play of power.”[7]

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Cornelia Parker, The Distance (A Kiss With String Attached), 2003, CC-BY-SA-3.0 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_Distance_(A_Kiss_With_Strings_Attached),_2003.jpg


Complexities also manifest themselves in rope bondage and Shibari/Kinbaku. When asked for the reasons of the claustrophilia of bondage enthusiasts, many will say something like this: „Only bound do I feel really free“. A conundrum in which opposites collide. Freedom through restriction, strength through vulnerability, capability through impotence. The world is turned upside down when bonds are generally understood as a metaphor for destructive constraints par excellence (e.g. “It is precisely those artists who are most inclined to think of their art as the manifestation of their personality who are in fact the most in bondage to public taste.“) and emancipatory appeals call for their breaking. We commonly value activity over passivity, freedom over restraint, ability over inability, autonomy over dependency. So why voluntarily submit to limitation and how can one even feel empowered by it? How does lacing lead to wings? Answers are not only to be found in geographically shaped historicizations.



„He still felt the evening wind between him and the wolf as the animal sprang at him. The man made sure he obeyed his ties. With the care he had long been practicing, he gripped the wolf by the neck. Affection for a being his equal rose in him, for the upstanding in the lowly. In a movement like the swoop of a huge bird – and now he knew for sure that flying was only made possible by very particular bonds – he threw himself at it and brought it to the ground. As if intoxicated, he sensed he had now lost the deadly supremacy of free limbs which let humans be beaten. His freedom in this fight was in harmonizing each twist of his limbs to the ties – the freedom of the panther, the wolves and the wild flowers swaying in the evening breeze.“
– Ilse Aichinger: „The Bound Man“



Looking at the thing itself, the promises of restrictions seem to be based on the insight that existential experiences of pathos – i.e. incidents, exposure, incapacity, vulnerability, sensitivity, devotion, submission and nonsovereignty – are inseparable from life and that every activity is deeply embedded into passivity. Bondage is part of the infamous ‚madness‘ of ascetic self-limitation like reclusion or fasting, by means of which the body consciously and directly exposes itself to forces that otherwise subliminally drive it about. These forces can be social structures like power hierarchies or they can be more existential aspects of the human condition between natality and mortality, pain and joy, being formed by what is not originally yours and dependent of others. Acts of self-limitation and exhaustion, such as bondage, can give form to these elusive forces in order to make them consciously experienceable and thus reflectable – without, of course, ever being able to master them. By no longer being able to do something (for example, to move), we not only make something impossible, but also open up a new space of possibilities that can only be experienced in non-doing and non-capability.

We don’t even need to go looking into deviant niches such as BDSM and Kink[8], we can just take itself at its word. We talk about being tied up in knots, are fit to be tied or cutting the ties with someone. To get accustomed to a task we do networking and someone shows us the ropes – but it is said that if you give one enough rope he will hang himself – since deliberately giving somebody enough freedom seems to lead them to make a mistake and get into trouble. What might help then is to follow a golden thread, promise that there are no strings attached or that one’s word is one’s bond, while in the financial system bonds refer to the ambivalent obligations resulting from loans, which express belonging, but also dependence.


Paradoxically, we allow ourselves to be ‚tied up‘ in order to expand our scope of action. Entanglements and enmeshments, for example, point on the one hand to a kind of captivity and thus passivation, on the other hand the involvement in certain circumstances can in turn provide new insights and possibilities. Media-theoretical discourses on the effects of the internet or world wide web – which take up the archaic-looking rope practices – describe how we hang passively on technological devices, but can also enter into new modes of relations and agency through them. The communicative aspect is reflected in bondage: the rope, wrapped around one’s own body, touching one, maintains contact with the person tieing one up, and figuratively stands for dialogue and connection, like the tightly taut threads of the cup phones from childhood. In order to be able to make contact at all, however, one needs the condition for the identity-creating and thus emancipating and activating experience of childbirth, which as the first rope experience among mammals is already embodied in the umbilical cord as a form of rope, the condition of which in turn is a kind of existential bondage – the mother-child relationship is not for nothing described by sentimental prenatal consultants with the developmental psychological concept of bonding.

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© Foto H.-P.Haack. Note here how rope bondage is also used as a tool to support the birthing process.


Fateful entanglements can also be understood as a form of bondage, of something passively occurring. In mythological narratives this can be found in Plato’s famous cave parable, in which people are imagined bound in a way that they cannot turn their heads and always look straight ahead, holding shadow plays for real life; or in the rope of fate woven by the Norns of Norsmythology.[9] From a mythological point of view, we hang like puppets on these ropes that we have no control over. The belief in our autonomous power to act proves to be an illusionary misbelief. And yet we do not only hang passively, since we actively participate in shaping our experience, in an entanglement of determining and being determent.

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Norns weaving destiny, by Arthur Rackham (1912), PD_US


The complicated nexus of liberation through bondage is beautifully illustrated in the figure of Odysseus, who prominently uses bondage as a means of opening up a possibility space by restricting himself, when he is bound to his ship’s mast with ropes in order to be able to listen to the seductive song of the sirens without being seduced by them and thus die. Pragmatically, the hero of the Odyssey could also have stuffed wax into his ears and continued sailing. What he does here with the rope is similar to the kinky bondage practices, a technique that generates pleasure, also by playing with danger, risks and power relations.

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Odysseus and the Sirens. Detail from an Attic red-figured stamnos, ca. 480-470 BC. From Vulci.


How ropes are woven into a history of power is evident in the domestication of animals by reins and leashes or in direct contexts of violence such as hanging by a noose or in areas such as torture and slavery.[10] It is striking that practices of criticism of power constellations that cause suffering do not, however, strip off motifs from the rope chains as insignia of power, but in turn appropriate them for their own purposes and reoccupy them imaginatively. For example, practices of passive resistance are known in which one is tied to trees, buildings, rails or other people. These protests responds to political domination with an exaggerated embodiment of one’s own lack of domination and use the power of becoming vulnerable. In addition, the ties create bonds of togetherness that make it difficult for opponents to reach the objects to which they are tied.[11] Strategically, the ruling schemata is not simply being withdrawn – the answer to constricting powers here is not a demonstration of unstrangling and freedom. On the contrary, the enemy is beaten with its own weapons. Instead of undoing the shackles, the resistance lies in trying to deal with the constraints differently while staying within the shackles. It’s a mode of reclaiming. Michel Foucault has described this in his famous definition of critique as not asking “how not to be governed at all,” but “how not to be governed like that, by that, in the name of those principles, with such and such an objective in mind and by means of such procedures.”[12]. Starting from the premise of powerful social and cultural structures to which man is ‚tied‘ and from which he can never completely liberate himself from and enter a somehow powerless outside, he describes how, in the playing field of power, the subjects have room for manoeuvre: to play along and negotiate the rules of the game. The decisive question is therefore not how to break the shackles, but looking for innovative ways of agency within bondage and looking for the best possible ways of bonding: who and what do we really want to submiss to? In this way, rope bondage could be understood as a way of accepting and playing with being governed, but only if one considers its nature and reasons to be satisfactory. In this way, one can enter into the movement of de-subjugation through submission.

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CC-PD-MarkPD-old-70, Ostra Studio, circa 1935, Source http://www.leslarmesderos.com/site/sscat2_en.php?page=0&ordre=id&sens=desc&id=15&themebase=2


Bondage arts and practices could then become conceivable as possibilities for cultivating, one could say: vita passiva, with which the promises and necessities of an attitude interested in passivity, pathos and passion can be experienced bodily. Bondage does not only affect the body from the outside. The still and fixed positions bring hidden things to light, for example that corporeality is inexorably open, vulnerable, mortal, shameful and porous in its boundaries. In his phenomenological confrontations with sexual desire, Jean-Paul Sartre describes such processes as one’s wish to make the other person only flesh and thus revealing ourselves as just flesh. Sartre writes that the Other’s facticity is usually hidden and masked by clothes, make-up, beards and gestures, but that there will always come a time when the mask falls and the Other is exposed in the pure contingency of his presence, that is, in his flesh. A body is that object which is always more-than-a-body, because it is never given to me without its surroundings, it always points beyond itself in space and in time. The flesh of the body is what the body is reduced to, when there is no surrounding, no context, no relationships. Flesh is hidden above all by gestures and movements, that position human beings as beings in a position in a surrounding, a being who acts in situations in relation to the world and thus appears as body-in-situation. This is described by Sartre with the term grace: “Nothing is less ‘in the flesh’ than a dancer even though she is nude. Desire is an attempt to strip the body of its movements as of its clothing and to make it exist as pure flesh; it is an attempt to incarnate the Other’s body“.[13] Gracefulness for Sartre is the „moving image of necessity and freedom“, it is grounded in the active body. Practices such as bondage, which prevent the execution of movements, lead to the absence of these components and reveal the flesh of the person. The desire for making a body adopt obscene positions which expose it to all disguises and which reveal the inertia of its flesh is described by Sartre as sadistic. The sadist deprives the body of its situation, capturing and containing its freedom by looking for the fleshiness that lies hidden underneath all doing and making. The sadist wants his*her victim’s body as being “entirely flesh, panting and obscene, it keeps the position that the torturers have given to it, not that which it would have taken by itself, the cords which bind it sustain it as an inert thing and, by that, it has ceased to be the object which moves spontaneously“[14].

The French philosopher Emmanuel Lévinas, in turn, strikingly describes the possible shame resulting from this by means of the figure of bondage: „What appears in shame is thus precisely being tied to oneself, the radical impossibility of escaping ourselves, of hiding from ourselves: the unforgivable self-presence of the ego. We are ashamed of our nakedness when it openly reveals our being, our intimacy“. And what if the confrontation with this state is now deliberately (masochistically) provoked? A fascination for such movements in BDSM practices is again expressed by the Italian philosopher Giorgio Agamben, since for him the „paradoxical character of shame is consciously made an object in them, in order to transform it into lust. […] For here a passive subject – the masochist – is so enthusiastic about his own, infinitely overwhelming passivity that he renounces his capacity as a subject […]. Hence the ceremonial armor of the snares and shackles, […] of all kinds of bondage, with the help of which the masochistic subject tries in vain to hold back and ironically fix that transferable passivity that it deliciously surpasses everywhere“.[15]

If such observations are elevated to a concept such as the art of not being governed in a specific a way (but nonetheless being governed and bound), this would be accompanied by an appreciation not only of what people create and accomplish, but also of what they endure and suffer. The freedom so often longed for would then not turn out to be a kind of stock that could be disposed of. Freedom emerges momentarily in the constantly new, wayward, even energy-sapping handling of afflictions, resistance, indeterminacy and in the recognition of complex entanglements.

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Cat’s cradle: position 1, the cradle Originally from Squareman, Clarence (1916).
My Book of Indoor Games, Gutenberg.org. PD-US


For the feminist science theorist Donna Haraway such an abandonment of traditional narratives of autonomy and instead recognition of fundamental interdependencies is an unavoidable premise for living well together on this planet in the long term. To illustrate her thinking, she uses an image that is also taken from the world of strings and their potential for force-generating entanglements: String-Figures, which some readers might also know from their childhood as pattern-forming thread games. In these games, which have been and are played in a variety of cultures around the globe, the aim is to tie a closed cord around fingers and hands so that braided figures gradually form in the space in between. Their emergence can be accompanied by a narration that illustrates the pattern.

The back and forth winding of the string patterns in its playfulness points to larger things, such as „the fact that actors do not precede action, that relations take precedence“. Thread games also follow an intertwining of activity and passivity, which requires a thinking of the ‚in-between‘: „two pairs of hands are needed, and in each successive step, one is ‚passive‘, offering the result of its previous operation, a string entanglement, for the other to operate, only to become active again at the next step, when the other presents the new entanglement. But it can also be said that each time the ‚passive‘ pair is the one that holds, and is held by the entanglement, only to ‚let it go‘ when the other one takes the relay.“[16] Out of the entanglement of activity and passivity, Haraway develops a model in which relationships and interconnections are central: polymorphic networks that enable unexpected sides of one’s own sensuous embodiment. Above all, however, the fundamental mutual interconnectedness is accompanied by a concept of responsibility that the string and bondage games illustrate:

„In passion and action, detachment and attachment, this is what I call cultivating response-ability [sic!]; that is also collective knowing and doing, an ecology of practices. Whether we asked for it or not, the pattern is in our hands.“[17]


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‚Mme Hitchen with string bear‘ ~ (Anishinaabe) ~ Long Lake, Ontario 1916, F.W. Waugh, CMoH, CC-PD-old-70-expired

Which bondage patterns and stories are in our hands is in risk of being overlooked if we only exoticize the origins of rope bondage. This includes, as Haraway’s cord games show, also the stories that have yet to be realized as possible future stories. Rope bondage, as romanticizing as it may sound, thus brings with it an utopian moment in which it becomes tangible that the task of grasping one’s own possibilities and breaking out of a preordained destiny does not only consist in „loosening or breaking the many bonds during our lives“,[18] but also to create bonds, to get tied up, to get entangled and to search together for new states of being within the existing bonds. As an adaptation of Foucault’s formulation, bondage arts point out to deal with limitations, restrictions, ties and untying in an attentive and different way. The inherent vulnerability and ultimately mortality revealed by bondage not only makes the practice a breeding ground for intoxicating sensations that promise a delightful ‚kick‘, but also has the potential to generate ethical appeals for the perception of mutual connectedness, care and responsibility for one another.
At least this is, what I have experienced and like to share.



 


[1] Donna J. Haraway: SF: Science Fiction, Speculative Fabulation, String Figures, So Far, in: Ada: A Journal of Gender, New Media, and Technology, Issue 3, November 2013, : https://adanewmedia.org/2013/11/issue3-haraway/ .


[2] Master “K”: The Beauty of Kinbaku (or everything you ever wanted to know about Japanese erotic bondage when you suddenly realized you didn’t speak Japanese), USA: King Cat Ink., 2008.


[3] Iris Därmann: Beschämung und Peitschengewalt, Pornografische Investiturszenen in der Antisklavereibewegung und bei Marquis de Sade. In: Daniel Tyradellis (Hg. für das Deutsche Hygiene-Museum Dresden): Scham. 10 Essays. Begleitbuch zur Ausstellung: 100 Gründe, sich zu schämen, Göttingen: Wallstein, 2017, p. 99.


[4] Edward B. Tylor: Primitive Culture: Researches Into the Development of Mythology, Philosophy, Religion, Art, and Custom, London: John Murray, 1871.


[5] See: Edwin A Dawes: The Great Illusionists, New Jersey: Chartwell Books, 1979. And: T.I.E.S. – The International Escapologist Society, http://www.tiesociety.webs.com


[6] See: Frank Cullen und Florence Hackerman: Vaudeville, Old and New: An Encyclopedia of Variety Performers in America, London: Routledge, 2006, p. 114.


[7] Linda Montano and Tehching Hsieh: One Year Art/Life Performance: Interview with Alex and Allyson Grey (1984), in: Kristine Stiles (Hg.): Theories and Documents of Contemporary Art: A Sourcebook of Artists‘ Writings, University of California Press, 1996, p. 907ff.


[8] Etymologically, kink derived from the 1670s, meaning „knot-like contraction or short twist in a rope, thread, hair, etc., originally a nautical term, from Dutch kink „twist in a rope“ (also found in French and Swedish), which is probably related to Old Norse kikna „to bend backwards, sink at the knees“ as if under a burden“ (see kick (v.)). Figurative sense of „odd notion, mental twist, whim“ first recorded in American English, 1803, in writings of Thomas Jefferson; specifically „a sexual perversion, fetish, paraphilia“ is by 1973 (by 1965 as „sexually abnormal person“).


[9] Furthermore, the mythological meaning of the many small ropes, the woven threads and cords can be pointed out, on the occasion of which the media theorist Gunnar Schmidt refers to the „coupling of woman and thread“ in Arachne and many others: „Klotho, Neith, Penelope, Philomela, Holda, Zirze, Kalypso, Helena, Pandora, Paivatar, Chih-Nii, Habetrot – when it comes to spinning and weaving, mythical storytelling presents itself across cultures as a cosmos of the female“. Gunnar Schmidt: Ästhetik des Fadens. Zur Medialisierung eines Materials in der Avantgardekunst, Bielefeld: transcript, 2007, p. 13.

The practices of rope bondage and shibari/kinbaku also have their gender-specific peculiarities, for example when the larger number of male riggers and female bunnies is strikingly remarkable – a fact that can only be hinted at in this context.


[10] See i.a. Neville Twitchell: The Politics of the Rope, Bury St. Edmunds: Arena Books, 2012.


[11] See i. a. Black Lives Matter activists go on trial over protest in Nottingham, Man and three women accused of unlawful obstruction of highway as court hears they lay across tram lines while tied together, in: The Guardian, UK News, 03.11.2016: https://www.theguardian.com/uk-news/2016/nov/03/black-lives-matter-uk-activists-trial-protest-nottingham (zuletzt aufgerufen am 26.06.2018); or: Protesters Tie Themselves to Trees in Bid to Save Them, in: L.A. Times, The Local Review, 23.02.1999: http://articles.latimes.com/1999/feb/23/local/me-10815 .


[12] Michel Foucault, “Qu’est-ce que la critique?,” p. 37. See Judith Butler, “Critique, Dissent, Disciplinarity,” Critical Inquiry, vol. 35, no. 4 (2009), 791-792 and Daniele Lorenzini and Arnold I. Davidson, “Introduction,” in Foucault, Qu’est-ce que la critique? suivi de La culture de soi, p. 17.


[13] Jean-Paul Sartre: Being and Nothingness, trans. Hazel E. Barnes. New York: Washington Square Press, 1984 (orig. 1945), p. 389.


[14] Ibid., 474.


[15] Giorgio Agamben: Was von Auschwitz bleibt – Das Archiv und der Zeuge, übers. v. Stefan Monhardt, Frankfurt aM: Suhrkamp, 2003, p. 93ff.


[16] Donna Haraway: Staying with the Trouble, Making Kin in the Chthulucene. Experimental Futures (Experimental Futures: Technologocal Lives, Scientific Arts, Anthropological Voices), Durham & London, Duke University Press, 2016, p. 14.


[17] Ibid., p. 34.


[18] Nathalie Sarthou-Lajus: Lob der Schulden, übers. v. Claudia Hamm, Berlin: Klaus Wagenbach 2013, p. 86.

Beata Absalon

Beata erforscht als Kulturwissenschaftlerin “andere Zustände”, wie Gebären, Trauerarbeit, Hysterie, Schlaf, radical happiness & collective (kill-)joy oder sadomasochistische Praktiken. Nachdem sie zunächst untersuchte, wie Seile in aktive Passivität versetzen können – durch Bondage, aber auch im Marionettenspiel oder politischen Aktivismus –, promoviert sie derzeit über erfinderische Formen der Sexualbildung. Ihr theoretisches Interesse speist sich aus der Praxis, da sie sich und andere gerne in ekstatische Zustände versetzt – am liebsten undogmatisch: Flogging mit Lederpeitsche oder einem Bündel taufrischer Minze, Halten mit Seil oder Umarmung, Spielen mit aggressivem Kuscheln oder liebevoller Erniedrigung, Fließenlassen von Wörtern oder Spucke. Zu tun, was aus der Norm und dem Alltäglichen fällt, kann Angst machen und gleichzeitig ungeheuer lustvoll sein. Workshops und Sessions gestaltet Beata als Erfahrungsräume für Grenzwanderungen, auf denen Grenzen überschritten und gefunden werden, vage und wagemutige Phantasien gemeinsam erkundet, ein eigener Stil entstehen darf.

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Sexmoralism – Compulsory Sex – Sexpositivity – Sexnegativity

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Klauseln. Eine Selbstreflexion